Wie ich zur Fliesenkunst kam, Teil 6
- Sylvia Apfelschorle
- vor 4 Tagen
- 5 Min. Lesezeit

Mit diesen Fliesen verarbeitete ich ein stückweit das Gewalterlebnis mit der Polizei und die spätere Zwangsfixierung.
Seit den Fliesen mit dem Barden, hatte ich mir nun eine eigene Superheldin, einen eigenen Gamingcharakter sozusagen erschaffen.
Das brachte mich auf die Idee, die Geschichte zu verändern. Das Spiel zu verändern.
Zur Grundlage diente das Spiel "The Day of the Tentacle", welches eins der lustigsten Spiele war, die ich in meiner Vergangenheit spielte.
In diesem Spiel spielte man drei verschiedene Charaktere, die mithilfe einer mobilen Toilette durch die Zeit reisten, um bestimmte Geschehnisse wieder rückgängig zu machen, damit die bösen Tentacle nicht die Weltherrschaft übernehmen können.
In meiner Fliesenkunst stellt die Toilette das Polizeiauto dar. Anlehnungen der Namen der beiden Polizistinnen, die mich im Wald zu Boden prügelten habe ich verwendet.
Doch diesmal bin ich ausgestattet mit Klopapier und Seifenblasen und drehe den Spieß um.
Dafür war jede Menge goldenes Klopapier notwendig.
Gegen besonders schlimme Scheiße.
Machtmissbrauchsscheiße auf höchstem Niveau.
Ich befand mich im Wald, da ich aufgrund des "Mal schauen`s" vom Doktor einen Abschluss für mich finden wollte.
Ich lud ihn zu einem Treffen im Wald ein. Und wenn er nicht kommen würde, hätte ich meine Antwort gehabt.
Es war Anfang September. Es war noch sehr warm. Ich war barfuß unterwegs. Ich trug meine Kopfhörer, hörte Musik, mit der ich mich zu ihm verbunden fühlte und war guter Dinge.
Ich fühlte mich frei und tanzte im Wald.
Angeblich riefen besorgte Spaziergänger die Polizei.
Diese verstanden meine Absichten nicht, hörten mir aber auch nicht zu und zogen voreilige Rückschlüsse.
So führte eins zum Anderen. Sie gaben sich einen geheimen Kopfnicker und fassten mich beide an meinen Schultern und zogen mich zu Boden.
Sie legten mir Handschellen an.
Ich bekam eine Panikattacke.
Eine der schlimmsten.
Es fühlte sich für mich an, als würde ich keine Luft mehr bekommen und als würde ich augenblicklich sterben.
Ich flehte sie an, mich bitte auf den Rücken umzudrehen.
Es war eine wirklich krasse Ausnahmesituation.
Eine solche Gewalt hatte ich noch nicht erlebt.
Ich stand unter Schock.
Sie wiesen mich daraufhin in die LVR Klinik ein.
Bei der Anhörung war ausgerechnet auch noch die Ärztin anwesend, bei der sich mein Ex über mich ausgeheult hat. Er konnte die Entscheidung der Trennung nicht akzeptieren und ließ ihr gegenüber kein gutes Haar an mir.
Als die Ärztin mich mit diesen (seinen) Vorwürfen konfrontierte, bat ich energisch um eine unparteiische Behandlung.
Dieser wurde nicht stattgegeben.
Die Richterin ordnete ein Höchstmaß von 14 Tagen Aufenthalt an.
In dieser Zeit sang ich aus Protest sehr viele provokante Lieder, befasste mich mit philosophischen Büchern, die ich dort fand (Paul Watzlawik) und kämpfte für meine Freilassung. Ich fühlte mich eingesperrt. Was ich schließlich auch war. Ich wollte einfach nur wieder zu meinen Kindern.
Doch da es keine Angehörigen gab, die sich hätten um meine Kinder kümmern können, sah sich das Jugendamt gezwungen, sie in Obhut zu nehmen und brachten sie in ein Schutzheim.
Als ich Whatsapp-Nachrichten von meinen Kindern erhielt "Mama, wieso lässt du das zu, das wir in ein Schutzheim kommen? Bitte hol uns raus, uns geht es jetzt schon schlecht" und "Mama, ich hab dich lieb. Ich muss jetzt mein Handy abgeben" zerriss es mich innerlich so sehr, dass ich in meinem bereits abgeschlossenen Zimmer auf die Idee kam, mich mit Dingen zu bewaffnen, die mir zur Verfügung standen um bereitete mich auf einen Ausbruch vor, damit ich zu meinen Kindern konnte.
So schraubte ich den Duschkopf ab, packte mir die Deosprühflasche in meine Hose, Zahnbüste usw.
Ich stellte dem Personal das Ultimatum, dass sie mich bis zum nächsten Tag um 13 Uhr freilassen sollen, sonst werde ich Kill Bill spielen. Und ich hatte wirklich so richtig viel Wut, dass mir in dem Moment Kollateralschäden komplett egal gewesen wären.
Ich war so richtig monstermäßig Mutter-wütend.
Daraufhin schickten sie mir - ich glaube es waren vier - Vier schwer bewaffnete, männliche Polizisten in mein Zimmer. Sie waren ausgestattet mit großen Schildern usw. als wären sie auf einer Demo oder müssten einen Geiselnehmer dingfest machen.
Gleichzeitig schoben sie ein Fixierbett in mein Zimmer.
Es gesellte sich immer mehr Personal dazu. Sie zogen sich bereits Handschuhe an.
Sie sagten mir: "Entweder legen sie sich freiwillig auf das Bett oder wir wenden Gewalt an. Das wird dann aber wehtun".
Natürlich wussten sie, dass ich wusste, dass ich ihnen komplett unterlegen war und mich fügen würde. Was ich schließlich unter erheblichem Wimmern tat.
Es war einer der schlimmsten Momente in meinem Leben.
Ich legte mich auf dieses Bett.
Die Fixiergurte wurden mir an Hände und Beine festgezogen. Und diese waren viel zu klein und und zu eng. Meine Handgelenke schmerzten ja noch von den tiefen Abdrücken der Handschellen.
Ich fragte, ob es die Gurte nicht in einer Nummer größer geben würde. Sie verneinten dies. Später - beim Lösen der Gurte stellte ich fest, dass es sich um die Größe M handelte und auf Nachfrage bei einem Pfleger hätte es L durchaus gegeben.
Ich erinnere mich, dass die Ärztin zwei Becher in der Hand hielt, mit jeweils zwei Medikamenten drin.
Ich fragte sie, welches Medikament es sei. Sie meinte es wäre Quetiapin, ein Medikament, das ich bereits kannte und akzeptierte.
Sie gab es dem Pfleger, dem ich vertraute. Dieser gab den Becher mir. Ich schluckte das Medikament.
Dann überreichte sie ihm den anderen Becher, den er mir geben wollte.
Ich fragte erneut, um welches Medikament es sich diesmal handeln würde und mit einem selbstgefälligen, höhnischen Grinsen meinte sie zu mir, dass sei jetzt Quetiapin. Ich hätte gerade Tavor geschluckt.
Danach erinnere ich mich nur noch daran, wie ich aufwachte und der Pfleger mir mitteilte, dass die Anhörung ohne mein Bewusstsein stattgefunden hätte.
Im Bericht allerdings steht ausdrücklich drin, dass ich vor der Zwangsfixierung keine Medikamente erhalten hätte und dass ich während der Anhörung bei Bewusstsein gewesen wäre, aber nur dämlich gegrinst hätte.
Ich sollte 7 Tage fixiert bleiben.
Ich war letztendlich 3 Tage lang fixiert und zog mir noch eine Entzündung zu, da meine letzte Würde es nicht zu ließ in die Schüssel zu pinkeln, die sie mir unter den Hintern schoben, sodass mein Urin bereits blutig war, als ich mich letztendlich unter Teilfixierung auf einem Toilettenstuhl erleichtern durfte.
Ich spielte mit. Nahm die Pillen, die sie mir gaben und dämmerte dann die ganzen Tage so vor mich hin.
Am 11. Tag meines Aufenthaltes wurde mir mitgeteilt, dass ich nach Hause dürfte.
Allerdings - nur wenn ich unterschreiben würde, dass ich mich gegen strengen ärztlichen Rat entlassen lassen würde.
Ich wollte einfach nur raus und zu meinen Kindern, so unterschrieb ich es.
Mein erster Weg war zum Schutzheim, in dem meine Kinder untergebracht wurden. Aber dort wurde mir mitgeteilt, dass ich sie nicht mit nach Hause nehmen und auch nicht einmal sehen dürfte.
Am liebsten wollte ich dort vor dem Schutzheim Campen, aber ich wollte die Situation nicht noch mehr eskalieren lassen, als es bereits war.
So fuhr ich nach Hause.
Aufgrund dieser Geschichte war sich das Jugendamt und das Gericht nicht sicher, was meinen psychischen Gesundheitszustand betrifft und es wurde beschlossen, dass ein psychologisches Gutachten über mich (und auch über den Kindesvater, gegen den es mehrfache Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gibt) erstellt werden soll.
Das Gutachten sollte im November 2024 beginnen.
Es begann tatsächlich im Januar 2025.
Das Abschlussgespräch fand im Juni 2025 statt.
Es ist tatsächlich jetzt im Oktober erst bei Gericht eingegangen.
Diese Qualen, die die Trennung bei meinen Kindern und mir verursacht haben, kann sich keiner vorstellen.
Ich wünsche niemanden diese Art von Schmerzen. Aber ich wünsche jedem sein Karma, jeder einzelnen Person, die daran beteiligt war!
Zwischendurch dachte ich wirklich, ich würde bald verrückt werden vor lauter Schmerzen. Aber ich fand einen Weg mit Philosophie, Musik, Sport, Kunst, Natur, positivem Mindset meine Schmerzen zu lösen und auch meinen Kindern dabei Hoffnung zu geben.
Hoffentlich dürfen wir bald endlich wieder zusammen sein.
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